Zu ihrem 30. Jubiläum präsentieren die Deichtorhallen eine große Schau über die „frühen Jahre“ derjenigen Maler, die den Blick auf die deutsche Kunst nach 1945 bis heute prägen: Georg Baselitz, Gerhard Richter, Sigmar Polke und Anselm Kiefer. Erstmalig werden die vier gemeinsam in einer Ausstellung gezeigt, mit über 110 Hauptwerken aus den 1960er-Jahren, in denen die Grundlagen für den nationalen wie internationalen Erfolg der jüngeren deutschen Malerei gelegt wurden.
In einer von Aktionskunst und abstrakter Malerei geprägten Zeit hielten die vier Künstler am Figurativen fest und setzten sich zugleich auf unterschiedliche Weise mit der deutschen Geschichte auseinander: Baselitz provozierte Anfang der 1960er-Jahre mit seiner wuchtigen „Helden“-Reihe“ und zeigte in ironischer Pathosgeste die einstigen Heroen des „Dritten Reichs“ mit buchstäblich heruntergelassener Hose. Richter malte ein fröhliches Urlaubsfoto der Familie – im Zentrum der Schwiegervater, der als Arzt am Euthanasie-Programm des NS-Regimes beteiligt war. Polke reflektierte mit den Mitteln der Ironie die heile Welt des „Wirtschaftswunders“ und fing die Stimmung zwischen „Wir sind wieder wer“, bürgerlicher Spießigkeit und Geschichtsvergessenheit ein: vom Dürer-Hasen über Dosenwürstchen bis zum „Moderne Kunst“-Klischee. Kiefer wiederum arbeitete sich an der Geschichte ab, indem er Seeschlachten in der Badewanne nachspielte oder in einem Akt der Selbsterfahrung in den Uniformhosen seines Vaters auf leeren Plätzen Europas den Hitlergruß zeigte.
In einer bildgewaltigen Zeitreise sind nun viele einst skandalträchtige Werke der vier „Alten Meister“ wiederzuentdecken. Zu besichtigen ist gleichzeitig auch ein Kapitel Kunstgeschichte als Heldengeschichte, in der publikumswirksam die Legende von der „Neuerfindung der Malerei“ erzählt wird.
FÜHRUNG Dorith Will, M. A.
TERMIN Sonntag, 22. September 2019, 11.30 bis 13 Uhr
KOSTENBEITRAG 18 Euro inkl. Eintritt in die Halle für aktuelle Kunst, Zuzahlung für Nichtmitglieder 3 Euro
Anmeldung erforderlich
