„Es frustriert mich, dass Menschen sich weigern, andere Menschen zu verstehen, und dass sie so grausam zueinander sein können.“ Dies sind die Worte von Bruce Nauman (geb. 1941), der in der Frustration über die conditio humana zugleich die Triebkraft für seine Kunst entdeckt – Wut und Enttäuschung würden ihn ins Atelier treiben.
Sein Werk reibt sich an der Ambivalenz zwischenmenschlicher Beziehungen, wie es die Installation „Anthro / Socio“ beispielhaft fühlbar macht. Hier ruft uns ein kahl geschorener Männerkopf, der mehrfach im Raum wandgroß projiziert wird und klein auf Monitoren rotiert, aus unterschiedlichen Richtungen, wiederholt und sich selbst ins Wort fallend entgegen: „Help me / Hurt me“, und: „Feed me / Eat me.“ Verstärkt durch die visuelle und auditive Überreizung bewirken die widersprüchlichen Apelle beim Betrachter Verwirrung, wenn nicht gar Verstörung.
So schwer erträglich das sein mag – dies ist keinesfalls allein ein Thema unserer heutigen Zeit. Das Interesse am grausamen Miteinander ist schon bei den Alten Meistern festzustellen. Und auch bereits der römische Dichter Plautus (um 250 bis um 184 v. Chr.) hat den Gedanken des „Homo homini lupus“ („Der Mensch [ist] dem Menschen ein Wolf“) in seiner Komödie „Asinaria“ verarbeitet und damit die Vorlage für den Satz geschaffen, mit dem Thomas Hobbes 1651 das für ihn natürlichste Verhalten des Menschen zusammenfasst.
Diese Zeitlosigkeit des sich zwischen Macht und Ohnmacht bewegenden Miteinanders nehmen wir zum Anlass, das Thema übergreifend zu betrachten und der Frage nachzugehen, in welchen Formen es sich in der Kunst widerspiegelt – von den Alten Meistern bis zur Gegenwart, etwa in den Ausstellungen „WARTEN. Zwischen Macht und Möglichkeit“ und „Help Me Hurt Me. Zwischen Fürsorge und Grausamkeit“.
LEITUNG Dr. Mechthild Achelwilm
TERMIN Freitag, 19. Mai 2017, 15 bis 17.30 Uhr
KOSTENBEITRAG 22 Euro, Zuzahlung für Nichtmitglieder 3 Euro (zzgl. Eintritt)
Anmeldung erforderlich
