„Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist phantasievoller als die Sachlichkeit. Und nichts Sensationelleres gibt es in der Welt, als die Zeit, in der man lebt“, schrieb Egon Erwin Kisch, der „rasende Reporter“, über die 1920er-Jahre.
Bekannt sind die Bilder von Otto Dix und George Grosz, die die politische und mentale Verfasstheit der Weimarer Republik thematisieren; weniger bekannt ist dagegen das Œuvre von Künstlern und Künstlerinnen wie Heinrich Maria Davringhausen, Josef Scharl, Elfriede Lohse-Wächtler und Jeanne Mammen, deren Bilder die Zeit der Weimarer Republik facettenreich widerspiegeln.
Die Werke, die erstmals 1925 in einer von Gustav Friedrich Hartlaub kuratierten Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim unter dem Begriff „Neue Sachlichkeit“ zusammengefasst wurden, zeigen nicht nur das Treiben in den Nachtlokalen und Varietés der Großstädte, sondern bieten vielmehr über weite Strecken das malerische Abbild einer Gesellschaft im Massenelend und Nachkriegschaos, vom Krieg traumatisiert und von politischen Unruhen zerrüttet. Selten hat eine Kunstrichtung ihre Zeit so genau geschildert und analysiert. Zu den bevorzugten Themen gehören das Leben in der Großstadt, die Kluft zwischen Arm und Reich, die Prostitution, Kriegsversehrte sowie die sogenannte „Neue Frau“. Zentrale Motive der Neuen Sachlichkeit haben ihre gemeinsame Wurzel in der Erinnerung an die Gräuel des Ersten Weltkriegs sowie in dem damit einhergehenden Verlust von Utopien. Hinzu kommen die Erfahrung der Vereinzelung und Isolation des Menschen in der modernen Großstadt sowie das für alle Beteiligten neue Erlebnis, dass Frauen sich zunehmend selbstbewusst – auch als Künstlerinnen – auf den Weg machten.
Das Seminar findet im Veranstaltungsraum statt.
LEITUNG Dr. Katrin Schmersahl
TERMIN Sonntag, 3. März 2019, 11 bis 15 Uhr
KOSTENBEITRAG 26 Euro, Zuzahlung für Nichtmitglieder 5 Euro (zzgl. Eintritt)
Anmeldung erforderlich
