Naum Gabo, Linear Construction No. 1 (Variation), 1963/64 (Entwurf 1942/43), Acrylglas und Nylon, 46 × 46 × 18 cm, Hamburger Kunsthalle, bpk/Hamburger Kunsthalle, Fotos: Christoph Irrgang
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Naum Gabo, Linear Construction No. 1 (Variation), 1963/64 (Entwurf 1942/43)

Der russische Konstruktivist Naum Gabo (1890– 1977) stieß in den 1930er-Jahren auf Modelle, die Mathematiker in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Draht, Holz, Messing und Stofffäden gebaut hatten. Solche Modelle dienten dazu, geometrische Formeln und damit einen hypothetischen Raum im realen zu veranschaulichen. Gabo schuf daraufhin Kunstwerke, in denen er vergleichbar arbeitete. In Linear Construction No. 1 (Variation) wand er zwei Nylonfaden immer und immer wieder um fünf Acrylglasplatten und formte aus der vermeintlichen Leere eine Plastik: eine Erforschung des Raumes mit den Mitteln der Kunst.

In den Jahren 1912 bis 1914 hatte Gabo einige Semester an der Technischen Universität in München studiert und sich vor allem für Physik und insbesondere Albert Einsteins Relativitätstheorie interessiert, also für die Verbindungen und Abhängigkeiten zwischen Raum, Zeit und Masse. Um den neuen Möglichkeiten des Raumes in der Moderne Ausdruck zu geben, nutzte Gabo transparente Materialien wie Acrylglas und Nylon, um Raum neu zu definieren und zu beleuchten. Der britische Bildhauer Henry Moore bemerkte 1983 über Gabos Kunstwerke: „His structure always became space itself.“

 

Text: Juliane Au