Auguste Herbin: Polychromes Relief, 1920, Musée d’Art Moderne de Paris und Auguste Herbin: Vierseitiges Relief, 1921, Hamburger Kunsthalle, beide: VG Bild-Kunst, Bonn 2023
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Auguste Herbin, Polychromes Relief (1920) und Vierseitiges Relief (1921)

Nur wenigen gut bekannt, ist Auguste Herbin (1882–1960) doch eine der faszinierendsten Figuren der Klassischen Moderne: Nachdem der Maler sich zunächst dem Impressionismus, dem Fauvismus und insbesondere dem Kubismus gewidmet hatte, wandte er sich in den 1920er-Jahren zunehmend der Abstraktion zu. Aus Dreiecken, Rechtecken, Kreissegmenten, Trapezen, Sicheln und Spiralen entwickelte er eine eigenwillige, planvoll variierende Bildsprache und verlieh ihr leuchtende Farben.

In wandbezogenen oder freistehenden Reliefs ließ er seine elementaren Formen auch räumlich und damit greifbar werden. Aus bemaltem Holz oder Zement gefertigte Werke wie Polychromes Relief (1920) und Vierseitiges Relief (1921) verbinden Malerei, Bildhauerei und Architektur zu kraftvollen neuen Einheiten, die zwischen Ornament und Symbol changieren. Herbin war fasziniert von der Kunst als einem System aus Spiel und Methode, Komposition und Zeichen. Indem er jedem Buchstaben eine Form und eine Farbe zuordnete, schuf er um 1946 sein Hauptwerk »alphabet plastique« als eine visuelle Schrift, eine sinnliche Kommunikation.

 

Text: Karin Schick