Henri Matisse: Rückenakt I
Der überlebensgroße Rückenakt I gehört zu einer Reihe von vier Bronzereliefs, die der französische Maler und Bildhauer Henri Matisse (1869–1954) zwischen 1909 und 1930 schuf. Während des langen Schaffensprozesses löste sich Matisse zunehmend von der figürlichen Gestalt und konzentrierte sich auf abstrakte Formen. Die Reihe galt dem Künstler als »immer gleiche Skulptur, die mehrere Zustände durchlief«. Mit ihr wollte er »einen größeren Raum, einen wahrhaft plastischen Raum« erobern.
Die erst posthum in Bronze gegossenen Rückenakte waren nicht zur öffentlichen Ausstellung gedacht, sondern experimenteller Natur. Matisse zeigt den plastischen Körper im Kontrapost in einer leichten Drehung. Auch die Oberfläche des flächigen Hintergrundes erscheint bewegt. Figur und Hintergrund sind so in der Wirkung gleichrangig. Der Künstler lotete auf diese Weise anschaulich die Wechselwirkungen von Fläche und Raum, Abstraktion und Figürlichkeit aus. Die aus dem plastischen Gestalten gewonnenen Erkenntnisse wendete er anschließend auch in seinem malerischen Werk an.
Text: Juliane Au