Im Ernst Barlach Haus ist im Herbst erneut eine Entdeckung zu machen: Wilhelm Morgner (1891–1917) gilt in der Kunstgeschichte schon seit längerem als Hauptfigur des Westfälischen Expressionismus; außerhalb seiner Heimat ist er dennoch bis heute kaum bekannt. Die erste Morgner-Ausstellung außerhalb Westfalens seit fast 25 Jahren soll dies nun ändern. Neben imposanten Gemälden aus der Sammlung des Wilhelm-Morgner-Hauses in Soest, das ab Oktober 2014 wegen Umbaus geschlossen wird, ist eine Auswahl an gezeichneten Selbstbildnissen zu sehen.
Die Schau zeichnet die stürmischen Auf- und Umschwünge nach, in denen Morgner seine Malerei vorantrieb. Kaum 20-jährig beteiligte sich der rastlose Autodidakt an Ausstellungen der Neuen Sezession in Berlin, des Blauen Reiters in München und des Sonderbundes in Köln. Getrieben vom zeittypischen Leitbild der „Ursprünglichkeit“, durchläuft sein Werk in nur wenigen Jahren die Geschichte der jüngeren Avantgarde, wobei sich Einflüsse sowohl der französischen „Fauves“ und der deutschen Expressionisten ebenso erkennen lassen wie das Vorbild der Kunst eines Vincent van Gogh, Robert Delaunay, Alexej von Jawlensky und nicht zuletzt Wassily Kandinsky. Morgners erstaunliche Entwicklung wurde erst durch den Ersten Weltkrieg beendet – 1913 erfolgte seine Einberufung zum Militär, 1917 starb er an der Westfront bei Langemarck.
In einem Nachruf auf den gefallenen Freund beschrieb der Literat Theodor Däubler Morgners Entwicklung als Weg „ins unermesslichste Vielleicht!“ und sein Werk als „frühlingshafte Verheißung“: ein Potenzial, das auch heute noch zu entdecken ist. Karsten Müller, seit 2007 Leiter des Ernst Barlach Hauses, wird uns wie gewohnt persönlich durch die Ausstellung führen.
FÜHRUNG Dr. Karsten Müller
TERMIN Mittwoch, 22. Oktober 2014, 16 bis 17 Uhr
KOSTENBEITRAG 9 Euro inkl. Eintritt ins Ernst Barlach Haus, Zuzahlung für Nicht-Mitglieder 3 Euro
Anmeldung erforderlich
